Die WI-IF 2001 wurde uns als eines der größten Events in der Wirtschaftsinformatik bekannt gemacht. Unsere anfängliche Skepsis, welche sich zum größten Teil in der Frage: "Was wollen die dort machen?" begründete, verflog, als wir uns das Tagungsprogramm zu Gemüte führten. Unsere erste Feststellung war, dass sich die WI-IF aus zwei integrierten Tagungen zusammensetzte. Zum einen die 5. Internationale Tagung für "Wirtschaftsinformatik 2001" (WI), zum anderen die 3. Tagung für "Informationssysteme in der Finanzwirtschaft 2001" (IF). Die inhaltliche Komponente der Tagungen schien mit unseren Interessen konform zu gehen. So fanden wir dort einschlägige Buzzwords wie Software-Management, Data-Warehousing, E-Commerce, Wissensmanagement, Workflow-Management, Komponentenbasierung und ASP - welcher Student der Wirtschaftsinformatik hätte da nicht seine Interessen wiedergefunden?
Daher meldeten wir uns auf der offiziellen Internetseite der WI-IF 2001 an. Bis zu diesem Zeitpunkt war offen, wie sich die Anreise sowie, da es eine mehrtägige Veranstaltung war, die Übernachtung für uns gestaltet. Die diesbezüglichen Probleme sollten geklärt werden, als wir erfuhren, dass die an der Technischen Universität Chemnitz ansässigen Lehrstühle für Wirtschaftsinformatik I und II, unter dem Dach der Workgroup für "Information Systems & Management" (ISYM), eine Exkursion anboten. An dieser beteiligten sich die Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeiter sowie zahlreiche Studenten, so auch wir.
Daher konnten wir uns nun mit den umfangreichen Informationen, die uns vom Organisationskomitee der WI-IF, zur Verfügung gestellt wurden auseinandersetzen. Schon im Vorfeld wurden wir über allerlei Anreise- und Übernachtungsmöglichkeiten informiert - in unserem Fall bereits durch die kostenlose Teilnahme an der Exkursion geregelt. Daneben wurden Veranstaltungen im Umfeld der WI-IF vorgestellt. Beispielsweise das Career Venture Event, welches es Studenten der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik und angrenzenden Fachgebieten erlaubt, im Rahmen eines Recruiting Events Kontakt mit Unternehmen aufzunehmen. Aber nicht nur fachnahe Veranstaltungen bildeten den Rahmen der WI-IF, auch Stadtrundfahrten und abendliche Geselligkeiten wurden offeriert. Wir entschlossen uns dennoch auf weitere Veranstaltungen zu verzichten und uns mit dem eigentlichen Programm auseinander zusetzen.
Uns fielen sofort mehrere Tracks auf, welche uns interessierten. Allerdings war es kaum möglich alle zu hören. Dies hatte im wesentlichen zwei Gründe. Problem Nummer eins lag in der zeitlichen Aufteilung - der Tag war, wie es ein Student kennt, in mehrere, nämlich vier, Vorlesungen, zu definierten Zeiten eingeteilt. Problematisch war, wie es auch jeder Studenten kennt, dass zur gleichen Zeit mehr als ein Vortrag stattfand. Dies führte dazu, dass wir im Vorfeld entscheiden mussten, was wir hören wollen. Das machten wir dann auch. Wir stellten mit Hilfe des Online verfügbaren Programmplaner unser persönliches Tagungsprogramm zusammen. Was uns der Planer allerdings verschwiegen hatte, war unsere Belastbarkeit mit einzukalkulieren und genau diese sollte sich als Problem Nummer zwei herausstellen.
Austragungsort der WI-IF 2001 war das Tagungscenter am Stadtrand von Augsburg. Dort angekommen wurden wir erst einmal
"grundausgestattet"; wir bekamen einen Tagungsband zur WI sowie einen zur IF - wir reden hier von 2
Büchern in Hard cover mit insgesamt 1300 Seiten, auf denen sich alle Papers zu den gehaltenen Vorträgen befinden
- sicher nicht nur im Studium eine Hilfe. Außerdem erhielt jeder einen Tagungsausweis und diverse Informationen
zu Augsburg und Umgebung sowie zur Tagung an sich. Neben den Vorträgen, die gehalten wurden, gab es eine Reihe von
Ausstellern, wie beispielsweise Verlage, Banken und Hochschulen. Das Tagungsgelände war im wesentlichen dreigeteilt:
im Eingangsbereich war die Anmeldung, einige Aussteller sowie ein kleines Cafe. Im hinteren Teil des Tagungscenters war
das Gro der Aussteller sowie eine Postersession verschiedener Universitäten zu deren Forschungsarbeiten. In derselben
Halle befand sich der dritte Teil; in diesem wurde durchgehend Essen angeboten. Vom warmen und durchaus schmackhaften
Mittagessen über Gebäck zum Frühstück und Vesper, Kaffee und Erfrischungsgetränke, bis hin zum
Wein wurde alles angeboten, was dem leiblichen Wohl zuträglich ist. Was dabei nicht nur für die Studenten
mit schmalen Geldbeutel interessant gewesen sein dürfte - das Essen auf der WI-IF war absolut kostenfrei.
Kommen wir nun zu dem, was die WI-IF in ihrem Kern ausmachte - die Vorträge. Den Teilnehmern wurde eine
breites Spektrum an Themen angeboten. Die Interessenten konnte zum einen aus Hauptvorträge für ein breites
Besucherspektrum und zum anderen aus Tracks zur Abhandlung spezieller Themenkreise auswählen. Die Vorträge
und Tracks liefen jeweils über eine Dauer von 90 Minuten. Während dieser Zeit wurden in der Regel zwei bis
drei Referate gehalten, die sich mit der jeweiligen Thematik beschäftigten. Dabei leitete jede Vortragsreihe ein
ausgewählter Moderator, der zum einen dem Zuhörer durch die Thematik führte und zum anderen der an die
Referate anschließenden Diskussionen vorstand.
Bei der Vielzahl und Heterogenität der Vorträgen ist es wenig sinnvoll, an dieser Stelle auf jeden einzelnen
einzugehen. Allgemein kann man sagen, dass die Vorträge von einer hohen Qualität waren, wie wir es von einer
Fachtagung erwartet haben. Die Themenpalette war breit angelegt, so das kein derzeit in der Wirtschaftsinformatik aktuelles
Thema außen vor bleiben musste. Dies hatte jedoch auch die Konsequenz, dass die Vorträge inhaltliche von einander
losgelöst waren, sodass zu jedem Vortrag eine grundlegende Einleitung in den Problemkreis notwendig wurde.
Diese kürzte die Vortragszeit, zum Leidwesen der Vortragstiefe, erheblich. Letztendlich diente der Vortrag auch nur als
Anreiz, sich bei Interesse eingehender mit dem zum Vortrag gehörenden Paper im Tagungsband auseinander zusetzen.
Am Abend des ersten Tages fand ein, im Tagungsprogramm enthaltener, Festakt statt. Dieser begann 19 Uhr und wurde von der
letzten Straßenbahn beendet. Dort wurde die Möglichkeit zum freien Gedankenaustausch nicht nur zwischen Studenten
geboten. Durch den Abend geleitete ein Travestiekünstler aus Bayern, der weniger in der Wirtschaftsinformatik als in
vielerlei Arten der Unterhaltung firm war.
Auch wenn man bei der Betrachtung der gesamten Tagung von einer ausgezeichneten Organisation sprechen kann, so darf man dennoch
bezüglich der Vorträge und Tracks einige Problematiken nicht unerwähnt lassen. Die Referate waren so angelegt,
dass dem Sprecher eine viertel Stunde Vortragszeit eingeräumt wurde und eine weitere viertel Stunde konnten die
Zuhörer ihre Gedanken im gegenseitigen Dialog mit einbringen. Hin und wieder kam es vor, dass die Vortragszeit
beträchtlich überschritten wurde. Dies wirkte sich nachteilig auf die Diskussionszeit aus, sodass Fragestellungen
und Gedanken einiger Zuhörer außen vor bleiben mussten.
Diverse Themen sind in der Wirtschaftsinformatik zur Zeit stärker diskutiert als andere. Dies hatte auch auf die Tagung
Einfluss. So interessierte sich für einige Referate ein breiteres Publikum, als es die räumlichen
Kapazitäten zuließen. Das hatte zur Folge, dass man sein verspätetes Erscheinen zu einem Vortrag mit einem
Stehplatz zahlen musste.
Nach der Tagung war die Stimmung unter den Kommilitonen im Grundtenor gleich. Alle waren geschafft aber zugleich zufrieden
mit dem was die WI-IF 2001 geboten hatte. Die dort gehaltenen Vorträge deckten große Teile der
Wirtschaftsinformatik ab, sodass dem Studenten die Möglichkeit geboten wurde auch in Themengebiete zu schauen, auf die
er sein Studium nicht primär ausgerichtet hat. Dies und der fachliche Input, sei es aus Vorträge oder
Gesprächen, wurde von den meisten als positiv empfunden. Kritisiert wurde von einigen die mangelnde Beteilungen von
Studenten, dies haben wir uns auch zum Anlass genommen diesen Artikel zu verfassen. Wir wollten Aufzeigen welche
Möglichkeiten die Teilnahme an einer internationalen Tagung gerade für Studenten bietet. Die Fülle an Wissen die
dort dargelegt wurde zeigt, dass die Wirtschaftsinformatik nicht an den Grenzen der eigenen Universität endet, sondern
vielmehr Probleme aufwirft die durch den Blick in die Arbeit anderer leichter zu lösen sind. Wir waren von der WI-IF 2001
so begeistert, dass wir sie uns zum Anlass genommen haben eine vergleichbare Veranstaltung zu besuchen. Dieser positive
Eindruck, welchen wir von der WI-IF 2001 mitnahmen, kommt natürlich nicht von ungefähr. Daher wollen wir an dieser
Stelle Herrn Prof. Dr. Buhl und dem Organisationskomitee für die hervorragende Ausrichtung danken. Weiterhin wollen wir
auch den studentischen Hilfskräften danken welche die Gäste vor Ort ebenfalls hervorragend betreuten und denen unser
durchweg positiver Eindruck mitzuverdanken ist.